Die Schlacht im Hürtgenwald - III. Teil

Oberstleutnant
i.G. Klaus Hammel

IX. überblick über den weiteren Verlauf

Letzte Abwehrschlacht

Einige Autoren sind der Auffassung, daßerst die Kämpfe im Hürtgenwald in der zweiten Hälfte des November bis Anfang Dezember den Beinamen “Hölle im Hürtgenwald” verdient hätten. Im Rahmen einer Darstellung wie dieser kann ein Geschehen über Monate hinweg entweder insgesamt nur sehr abstrakt oder genauer in einzelnen Ausschnitten beschrieben werden. Die Bedeutung “Hürtgenwald” sollte auch aus der bisherigen Beschreibung deutlich geworden sein.

So der weitere Ablauf in einigen Stichworten:


Der Luftangriff vom 16. November 1944

Zur Unterstützung ihres Angriffs haben die Amerikaner und Briten den größten strategischen Luftangriff vorbereitet, der je zur Unterstützung von Erdoperationen geflogen wurde. Die 8. (US) Luftflotte fliegt mit 1.200 schweren Bombern Angriffe auf den Raum Eschweiler-Weisweiler sowie den Raum Langerwehe (westlich Düren), das RAF Bomber Command bombardiert mit 1.200 Bombern Düren, Jülich und Heinsberg. Zu ihrer Unterstützung setzt das IX. (US) TAC 600 mittlere Bomber und 750 Jagdbomber auf taktische Ziele ein. daßzum Jagdschutz ca. 800 Jäger eingesetzt sind, beträgt die Gesamtstärke 4500 eingesetzte Flugzeuge. Die schweren Bomber werfen rund 10.000 t Bomben ab, in den Städten werden Tausende von Menschen getötet. Die Unterstützung für die Bodentruppen ist jedoch unerheblich: daßder Sicherheitsabstand über 2.000 m betragen mußte, wurden die deutschen vordersten Stellungen nicht getroffen.

Ardennenoffensive

Die am 16. Dezember 1944 losbrechende letzte deutsche Offensive im Westen “unterbricht” die Kämpfe im Hürtgenwald und westlich der Rur. Die Amerikaner und Briten haben alle Hände damit zu tun, mit dem überraschungsschlag fertig zu werden. Im “ruhigen Abschnitt” des VIII. (US) Korps in den Ardennen erholt sich die 28. (US) Div von den Wunden, die ihr im Hürtgenwald geschlagen wurden. Sie wird voll vom deutschen Angriff getroffen...

Auf deutscher Seite haben - entgegen aller Absicht - die Abwehrschlachten im Hürtgenwald doch nach und nach Kräfte verbraucht, die eigentlich für den eigenen Angriff eingeplant waren: Der 116. PzDiv steht praktisch nur noch ein Monat Zeit nach dem Herauslösen für Auffüllung und Ausbildung zur Verfügung. Sie wird nur mit 60% ihrer personellen und materiellen Soll-Stärke eingesetzt. Dies wirkt sich beim Vorstoß auf die Maas aus...

Die großen Verluste an erfahrenen Führern und Unterführern im Hürtgenwald können nicht ausgeglichen werden. Die 89. InfDiv wird erst am 14. Dezember herausgelöst, zwei Tage vor Angriffsbeginn. Ihr wird zwar Ersatz zugeführt, andere als Sicherungsaufgaben kann sie jedoch nicht erfüllen. Die 277. Volks-GrenDiv - die die 347. InfDiv abgelöst hatte - und die 272. VolksGrenDiv mußten im. November/Dezember immer mehr nach Norden verschoben werden und übernahmen breitere Gefechtsstreifen, damit die rechten Nachbarn im Raum Hürtgen-Schevenhütte überhaupt noch einigermaßen halten konnten. So wurde insbesondere die Kampfkraft der 272. VGD verbraucht. Das rechte Flügelkorps der 6. SS-Panzerarmee, das LXVII. A. K., ist damit nicht in der Lage, seine Angriffsaufgaben zu lösen, der Stoß der 6. Armee, die eigentlich den Schwerpunkt bilden sollte, kommt nicht voran ...So hat der Kräfteverschleiß, die “ständig offene Wunde” im Hürtgenwald, doch ihre weitreichenden Folgen gehabt.

Die Rur-Dämme

Nachdem die Deutschen im Januar 1945 in den Ardennen praktisch auf die Ausgangsstellungen zurückgeworfen worden sind, wenden sich die Alliierten wieder ihren eigenen Angriffsabsichten zu. Am 8. Februar. 1945 soll der große Angriff der 21. HGr, “Operation Veritable”, der Vorstoß zum Rhein auf breiter Front beginnen. Endlich erhalten die Rur-Dämme ihre gebührende Aufmerksamkeit. Am 13. Dezember 1944 und am 10. Januar 1945 haben die immer noch haltenden deutschen Kräfte im Raum Raffelsbrand-Ochsenkopf-Kallbrück (980. InfRgt der 272. VGD) Angriffe der 78. (US) InfDiv abgewehrt. Nun stoßen die Amerikaner südlich im Monschau-Korridor an diesen Stellungen vorbei. Von Norden her aus Richtung Bergstein gewinnt ein weiterer Angriff Raum in Richtung Schmidt. Am 3. Februar werden die Stellungen bei Ochsenkopf/Kallbrück freiwillig geräumt, am 7. Februar 1945 fällt Schmidt. Kurz darauf stehen die Amerikaner auf den Rurdämmen. Aber sie kommen zu spät! Durch Sprengungen wird das Staubekken geflutet, die Rur führt etwa 14 Tage lang Hochwasser, mit dem Erfolg, daßdie 9. (US) Armee erst am 23. Februar 1945 den Fluß überqueren und in Richtung Rhein vorstoßen kann. Ein letzter Aufschub, der den Deutschen jedoch nichts mehr nützt.

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Quelle: HEER - “Vor 40 Jahren” - Truppenpraxis 10/84 - Oberstleutnant i. G. Klaus Hammel

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