Die Schlacht im Hürtgenwald - III. Teil

Oberstleutnant
i.G. Klaus Hammel

VII. Gegenangriff auf Schmidt und Kommerscheidt

Wiedereinnahme von Schmidt

Mit dem Tagesanbruch am 4. November rollte der Gegenangriff der 89. Inf-Div gegen Schmidt. Im Zuge der Straße Nideggen-Harscheid und über den tiefen Einschnitt südlich Froitscheidt greifen das I. und III./GrenRgt 1055 im engen Zusammenwirken mit 10 Sturmgeschützen der SturmgeschBrig 341 von Osten her an. Im Zuge der Straße von Hasenfeld stößt das III./GrenRgt 860 - wieder einmal ausgeliehen von der 347. InfDiv - auf die am Südostrand eingesetzten Teile des III./112. (US) InfRgt vor. Von Westen kämpft sich das II./GrenRgt 1055 durch den Ort. Anfangs verteidigen sich die amerikanischen Infanteristen hartnäckig, gut unterstützt von ihrer Artillerie. Bazooka-feuer erweist sich wirkungslos gegen die Panzerung der deutschen “Panzer”, die offen verlegten Minen werden umfahren.

Als die Sturmgeschütze in den Ort eindringen, bricht der Widerstand des III./ 112 schnell zusammen. Der Versuch, eine Verteidigung am Nordrand der Ortschaft aufzubauen, bleibt erfolglos. Die Soldaten des III./112 fliehen nach allen Richtungen, ein Teil erreicht Germeter, etwa 100 Mann werden in der Stellung des L/112 in Kommerscheidt aufgefangen und dort in die Verteidigung eingegliedert. Am Nachmittag des 4. November trifft die II./PzRgt 16 mit acht einsatzbereiten Panzer IV ein. Offensichtlich haben die Deutschen ihren Angriffserfolg nicht so recht mitbekommen und vermuten noch Feind in Schmidt. Ein neuer Angriff wird um 14.00 Uhr angesetzt.

Ohne Widerstand rollen die Panzer der II./16 unter Führung des Oberleutnant Adam durch den Ort. Die zugesagte Infanterie war bis zum Angriffsbeginn nicht eingetroffen. So rollte Olt Adam ohne Infanterie - schneidig aber blind - auf den offenen Vorderhang in Richtung Kommerscheidt. Dort ist inzwischen Lt Fleig mit seinen drei Sherman-Panzern einsatzbereit. Olt Adam verliert auf einen Schlag fünf seiner Panzer durch Panzerabschüsse, Bazookatreffer oder durch US-Jagdbomber, die zum ersten Mal in nennenswerter Anzahl über dem Gefechtsfeld erscheinen. 20

US ARTILLERIE IM FEUERKAMPF
US Artellerie im Feuerkampf


Angriffe am 5. und 6. Nov.

Die folgenden Angriffe werden von den Deutschen nur zögernd und ohne Schwung geführt. Infanterie schiebt sich die nächsten Tage durch die tief eingeschnittenen Schluchten von Südwesten und Südosten heran. Am 6. November gelingen Einbrüche der Infanterie im Ostteil der Ortschaft.

Immerhin verfügen die Amerikaner in Kommerscheidt nun über 18 Kampf- und Jagdpanzer. Olt Adam hat nach Zuführung der instandgesetzten Marschausfälle wieder sieben Panzer einsatzbereit. Sie halten sich auf einer Höhenrippe zwischen Schmidt und Kommerscheidt außerhalb der Reichweite der technisch unterlegenen Panzerkanonen der US-Panzer und schießen selbst einen Panzer oder Jagdpanzer nach dem anderen ab.

Mehr als die deutschen Angriffe macht dem L/112 das andauernde Artilleriefeuer, geleitet von der Höhe Brandenberg-Bergstein, zu schaffen. Das Bataillon liegt auf der Höhe von Kommerscheidt wie “auf dem Präsentierteller”. Auch hier häufen sich Ausfälle durch Krankheit und Unterkühlungen. Bedingt durch die Versorgungskrise haben die Amerikaner auf das Heranführen von Winterbekleidung verzichtet. Viele Soldaten verfügen weder über Mantel noch Decke.

Als erstes geben auch hier wieder die Führer ein schlechtes Beispiel: Der Bataillonskommandeur L/112 bricht zusammen und muß abgelöst werden. Einzeln oder in Gruppen verlassen Soldaten ihre Stellungen, gehorchen nicht mehr den Befehlen ihrer Führer und machen sich querfeldein davon, zurück nach Germeter. Ohne Panzerunterstützung wäre die Stellung in Kommerscheidt schon aufgegeben worden. Immerhin wird der Schwund an Personal durch den Einsatz der B-Kp/112 und von Teilen der C-Kp/112 ausgeglichen. Als sich herausstellt, daß ein Gegenangriff auf Schmidt nicht möglich ist, geht das III./110 der Task Force Ripple am Waldrand nördlich von Kommerscheidt in Stellung, dort wo sich bereits Teile der C-Kp/112 befinden. Von hier kann zwar der Kampf in Kommerscheidt nicht unterstützt werden, aber für Kräfte, die aus der Ortschaft zurückgehen, ist es eine gute Aufnahmestellung 21. (Skizze 3)

Einnahme von Kommerscheidt am 7. November 1944

Am 7. November endlich soll Kommerscheidt mit allen verfügbaren Kräften angegriffen werden. Inzwischen wurden auf deutscher Seite die I./24 der 116. PzDiv, die sPanzerAbtl. 519 mit fünf bis acht Jagdpanthern, und die SturmPzAbtl 217 mit 20 “Hummeln” herangeführt.22 Beim L/112 sind nur noch wenige Panzer einsatzbereit. So gelingt es am Morgen des 7. November relativ schnell den Ort zu nehmen. Nur wenige Überlebende gehen auf die Stellung des III./110 zurück.

Mittlerweile ist der Führung des V. (US) Korps klar, daß von einem weiteren Angriff auf Schmidt mit der 28. Division nicht mehr die Rede sein kann. Sie erhält die Erlaubnis, alle Kräfte südlich der Kall zurückzunehmen. Das GrenRgt 1056 hat die Lücke zwischen Simonskall und Mestrenger Mühle geschlossen. So können die Amerikaner in der Nacht 8.-9. November nur aufgelöst und in kleinen Gruppen durch die deutschen Linien sickern. Von 2200 Mann, die insgesamt südlich der Kall eingesetzt waren, erreichen schließlich 300 Mann den Raum Germeter.

HORIZONTAL FLOURISH LINE

Quelle: HEER - “Vor 40 Jahren” - Truppenpraxis 10/84 - Oberstleutnant i. G. Klaus Hammel

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