Der lithographische Stein
Lithographie - Das scheueren des Steins
Offset Presse
Lithographie - Handpresse in Ravenhof Putte-Stabroek Belgien
Lithographie - Handpresse in Atelier RHoK Brussel

WAS IST LITHOGRAPHIE?

ALLGEMEINES

Die Lithographie ist ein Flachdruckverfahren. Der Stein, mit dem gedruckt wird, ist vollkommen plan und hat eine kompakte poröse Oberfläche. Der Künstler benützt fetthaltiges Zeichenmaterial und bringt das Bild auf den geschliffenen Stein. Anschliessend wird diese Oberfläche chemisch umgewandelt, so dass beim Druckvorgang nur die Bildanteile die Druckfarbe annehmen. Das Bild, wie auch die nicht bezeichneten Teile, liegen in derselben Oberfläche des Steins. Die Technik des lithographischen Verfahrens basiert auf dem Prinzip des Abstossens von Fett und Wasser; die Bildteile nehmen die fette Druckfarbe an, die gefeuchteten unbezeichneten Stellen ziehen durch die Kapillarität des Steins das Wasser an und stossen somit Fett ab.

HERKUNFT und ENTWICKLUNG

Nach vielen Versuchen entdeckte der aus Prag stammende Alois Senefelder gegen 1797 in München das lithographische Druckverfahren (lithos: Stein, griechisch). Er suchte ein Verfahren, mit dem man auch Musikpartituren ökonomisch wiedergeben konnte; unter anderem mit Stein anstelle des bisher üblichen Kupfertiefdruckes. Senefelder entdeckte, dass es möglich war, einen mit Fett bezeichneten Kalkstein unter bestimmten Bedingungen abzudrucken, ohne dass ein wahrnehmbares Relief vorhanden war. Er setzte seine Versuche fort und liess seine Erfindung der lithographischen Drucktechnik 1799 in München patentieren. Eine vollständige Ausgabe dieser Verfahren im Steindruck erschien 1818 in München "Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey".

DER STEIN

Der lithographische Stein ist ein Kalkstein mit einer feinporigen Struktur. Er besteht aus kleinsten Partikeln, die sich aus dem Meer bildeten. Druck, Wärme und chemische Reaktionen verdichteten die Kalkablagerungen. Kalksteine bester lithographischer Qualität findet man in Süddeutschland um Solnhofen und in Südfrankreich. Die blauen Steine sind hart und mit ihre Feinstruktur ideal für feinste Arbeiten. Für die lithographische Arbeit muss der Stein vollkommen flach und gut gekörnt sein. Nachdem der Stein mit seinem aufgebrachten Bild gedruckt ist, kann er für neue Arbeiten abgeschliffen werden.

DAS ZEICHENMATERIAL

Die Materialien mit denen man ein Bild auf den Stein aufbringt, sind entscheidend für den Prozess des Bildaufbaus im Stein. Sie müssen sowohl fettig wie auch sichtbar sein. Die Fetthaltigkeit muss im Verhältnis dem Tonwert: schwarz oder grau des gesetzten Striches entsprechen. Dazu gibt es unterschiedliche fetthaltige Stifte, Kreiden und Lithotusche. Sämtliche Materialien, ob flüssig, pastos oder fest, enthalten Fett und ein Bindemittel, das mit Wasser und Lösungsmittel verdünnt werden kann. Es ist auch möglich, Bilder auf den Stein umzudrucken, die mit Lithokreide oder Lithotusche auf andere Träger gezeichnet wurden. Dieses Trägermaterial spielt eine untergeordnete Rolle und dient als Unterlage für den Übertrag des fetten Zeichenmaterials auf den Stein. Es kann ein beschichtetes Umdruckpapier sein oder auch ganz normales Papier; auch von Folien oder Copien können Umdrucke gemacht werden.

DEN STEIN PRÄPARIEREN

Eine der kritischen Phasen der Lithographie ist das Präparieren des Bildes für den Druckprozess. Das Ziel dieses Präparierens ist es, die fettigen Bildteile und die unbezeichneten Stellen der Bildfläche chemisch zu trennen, sodass sie dauerhaft die Druckfarbe annehmen oder abweisen. Der Stein muss während des Druckvorganges stabil bleiben und die Bildteile müssen entsprechend ihrer Tonwerte die Druckfarbe annehmen. Um den Stein zu ätzen, benutzt der Lithograph gewöhnlich Salpetersäure in einer Lösung von Gummi arabikum. Das Präparieren muss sorgfältig gemacht werden und ist professionell wichtig. Wissen und Erfahrung sind unerlässlich, da andernfalls Bildteile verschwinden, der Stein zu viel Druckfarbe annimmt und alle Halbtonwerte im gedruckten Bild verschwunden sind. Wenn der Stein präpariert ist, muss er wenigstens 6 Stunden ruhen, damit Bild und Zeichnung sich chemisch wie physikalisch stabilisieren können.

DEN STEIN DRUCKEN

Das Abdrucken des Bildes vom Stein geschieht auf speziellen Druckpressen: der klassischen lithographischen Handpresse und der lithographischen Offsetpresse. Nach einigen Vorbereitungen wie z.B. dem Auswaschen des Steines mit Terpentin, wird der Stein mit Wasser gefeuchtet und mit der Walze und Druckfarbe angerollt. Die Druckfarbe hierfür hat die gleichen Komponenten wie die üblichen Fettfarben. Die Wahl der Druckfarbe für den Probedruck und die Auflage hängen ab von der eigenen Erfahrung, von der Spezifik des zu Druckenden und auch von der verwendeten Presse. Es ist notwendig einige Probedrucke zu machen. Während dessen ist es möglich, die Beschaffenheit der Druckfarbe zu variieren (Viskosität ) und das Bild durch Hinzufügen und Wegnehmen zu korrigieren. Schliesslich wird das Bild auf ein entsprechendes Papier gedruckt. Das Papier ist der Träger des Bildes und repräsentiert einen Teil des Fertigungsprozesses. Die zähe Druckfarbe benötigt ein gutes saugendes Papier mit einer kräftigen Oberfläche. Wenn das verwendete Papier zu weich ist, werden Papierfasern ausgerissen und in die Steindruckfläche hineingezogen. Dieses spezielle Phänomen beschädigt den Druck und verschmutzt das Bild auf dem Stein.

Mit dank an Rudolf Broulim-Lithograph in Brüssel und Antwerpen- für die notwendige Dokumentation.

Übersetzung ins Deutsche: Li Portenlänger, Lithographie-Werkstatt Stadt Eichstätt( Bayern ).