STURMGESCHÜTZBRIGADE 341
STURMGESCHÜTZBRIGADE 341

Die Sturmartillerie gehörte in den Jahren 1939 bis 1945 zu den erfolgreichsten Waffengattungen des deutschen Heeres. Diese neu entwickelte Waffe war ursprünglich zur direkten Unterstützung der Infanterie vorgesehen. Aufgrund der durch die besondere Konstruktion der Sturmgeschütze - wie geringe Fahrzeughöhe und starke Frontpanzerung - , erzielten Erfolge war diese Waffe besonders gefürchtet. Interessant ist daß die Sturmartillerie bis zum Jahre 1943 auschließlich aus Freiwilligen bestand.

Bereits im Jahre 1941 wurde nach der Sturmgeschütz – Ersatzabteilung 200 in Schweinfurt als zweite die Sturmgeschütz – Ersatzabteilung 300 in Neisse/Oberschlesien aufgestellt. Die Aufgabe dieser Ersatzabteilungen bestand darin, Sturmatilleristen für Neuaufstellungen und den Frontnachschub auszubilden.

Schon im Mai begann in der Dieskau – Kaserne auf dem Eiskellerberg in Neisse / O.S. die Aufstellung der Sturmgeschützbrigade 341 (Taktisches Zeichen: Greifkopf).

Ein erstes „ Kommando Greif „ kam zur Ausbildung nach Krenau / O.S.

Daß diese Neuauftellung etwas besonderes werden sollte, ging schon allein daraus hervor, daß der bisherige Kommandeur der Sturmgeschütz – Ersatz – Abteilung 300, Hauptmann (später Major) Karl-Ernst-Bumm (Deutsches Kreuz in Gold) das Kommando übernahm.

Auch die bisherigen Chefs der Stabs – und Ausbildungsbatterien übernahmen Kommandos in der neuen Brigade.

Stabsbatterie : Leutnant (später Oberleutnant) Hellmut Kilger
  1. Batterie : Oberleutnant ( später Hauptmann ) Gerd Pazur
  2. Batterie : Oberleutnant Rudolf Kolb
  3. Batterie : Oberleutnant Ernst - Günther - Diehl

Die personelle Aufstellung der Brigade war im November 1943 abgeschlossen, und es folgte die Verlegung nach Tours (Mittelfrankreich).

Nach weiterer intensiver Ausbildung (d’Hilliers – Kaserne) und mehreren Gefechtsübungen (Camp du Ruchard) erhielt die Brigade im März 1944 ihre Vollständige Ausrüstung mit Geschützen und Fahrzeugen.

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Sturmgeschütz III
Sturmgeschütz III Ausführung G mit Kettenschürzen und Zimmerit-Anstrich
WTS Koblenz - Fotograf: Stahlkocher (Bearbeitung: Darkone)

 

Im Mai 1944 wurde dann die Brigade zur Sicherung der Mittelmeerküste in den Raum Beziers –Narbonne –Lezignan verlegt, da zu diesem Zeitpunkt noch mit einer Invasion der Allierten in diesem Gebiet gerechnet wurde.

Die Brigade lag abgesehen von einem größeren Partisaneneinsatz (Capestang) in Ruhe vor dem Sturm, der die höchsten Opfer von der Brigade fordern sollte.

Mit Beginn der Invasion am 6.6.1944 rechnete die Brigade schon mit einem Einsatz in der Normandie. Doch erst am 27.7.1944 kam der Befehl.

Nach einem abenteuerlichen Blitztransport in den Raum Rennes – Ponterson kam es schon am 31.7.44, unmittelbar nach dem Ausladen, zum ersten Einsatz mit erbitterten Kämpfen gegen die überlegenen Invasiontruppen und starken US-Panzereinheiten.

Gefechtsbericht der 1 . Batterie vom 31.7.44 :

LAGE:
1. Feind: der Feind hat Avranches besetzt und stößt in Richtung Tirepied vor. Gleichzeitiger Vorstoß einer Panzerspitze aus dem Raum Villedieu – St. Pols.
2. Eigene Truppe zieht sich auf Brecey und weiter südlich zurück,ebenso südlich Avranches
  II. Auftrag : Vorstoßender Gegner mit der sich dort befindlichen Infanterie aufzuhalten ( Räume Brecey, Chalandrey und Ducey )
     
 

III. Gefechtsverlauf :

13.00 Meldung, daß feindliche Panzerspitze Tirepied erreicht hat
    15.00 – 20.00 Chef sammelt zurückgehende Infanterie zu einer Kampfgruppe zwecks späteren Gegenstoß auf Tirepied
    20.15 Meldung, daß feindliche Panzer 1 km nördlich eigene Truppen umgangen und Brecey genommen haben
    20.30 Gegenstoß auf Brecey
    21.10 Brecey zurückerobert
    2 feindliche Panzer, 1 Panzerspähwagen, 1 LKW und 1 PKW in Brand geschossen.

Bei diesem Einsatz fielen, der Chef der 1. Batterie, Hauptmann Gerd Pazur und Leutnant Otto Ebeling. Hier fiel auch Oberwachtmeister Kurt Kirchner (1. Batterie), einer der erfolgreichsten Sturmgeschützführer, dem bereits im März 1942 für den Abschuß von 30 schweren, russichen Panzern das Ritterkreuz worden war.

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Die Führung der 1. Batterie übernahm nun Leutnant Helmut Brender.

Beim zweiten Einsatz, der am nächsten Tag, dem 1.8.1944 gefahren wurde, fiel der Chef der 2. Batterie Oberleutnant Kolb. Mit der Führung dieser Batterie wurde Oberleutnant Thumm beauftragt.

Die Brigade, die im Brennpunkt der Kämpfe stand, wurde schwer angeschlagen. Allein die 1. Batterie verlor 12 ihrer 14 Geschütze. Genauso erging es der 2. und 3 Batterie, die bei diesen Gefechten sämtliche Geschütze verloren. Doch die Brigade hatte auftragsgemäßden Gegner aufgehalten und eine Reihe schwerer Feindpanzer vernichten können. Es dauerte nur wenige Tage, bis neue Geschütze aus Tours und Paris eintrafen. Nach kurzer Unterbrechung ging der Kampf weiter.

Es war nicht nur die zahlenmäßige Überlegenheit der gegnerichen Panzerwaffe, sondern auch die alliierte Luftwaffe, die der Brigade schwere Verluste zufügte.

Im Raum St. Malo – Potorson – Avranches und Domfront stand die Brigade wieder im harten Einsatz.

Bei St.Malo geriet der Chef der 3. Batterie, Oberleutnant Diehl, in Gefangenschaft. Danach übernahm Leutnant Willi Schaller die Führung der 3. Batterie.

Wenige Tage später wurde der Kommandeur, Hauptmann Bumm, verwundet und Hauptmann Kurt Dreyer wurde vorübergehend mit der Führung der Brigade beauftragt.

Die unvostellbare Luftüberlegenheit besiegelte auch das Schicksal der Brigade. Sie verlor zu zweiten Mal nahezu alle Geschütze und fast alle Tross – und Versorgungsfahrzeuge. Aber wieder konnte die Brigade nach wenigen Tagen im Raum von St. Germain und Paris neue Geschütze und Fahrzeuge übernehmen, und sofort stand die Brigade wieder im Einsatz und hielt mehrere Tage lang den wiederholt im Wehrmachtsbericht genannten Brückenkopf Fantainebleau.

Am 10.8.1944 fiel der Chef der 2. Batterie, Oberleutnant Thumm, durch einen Partisanenüberfall aus dem Hinterhalt.

Das Kommando übernahm Oberleutnant Petzold.

Die nachfolgende Einsätze bei Provins, Sezanne und Epernay (24. – 28.8.44) forderten wiederum große Opfer. Hier befinden sich auf den Soldatenfriedhöfen viele Gräber von Angehörigen der Brigade.

Ein Auszug aus dem Erlebnisbericht des Ladeschützen Günter Olschowsky (1. Batterie) den er bereits am 12.1.1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft verfaßte :

In den frühen Morgenstunden des 27.8.44 standen wir mit 5 Sturmgeschützen am Westausgang von Provins.

Leutnant Brender, der von einer Geländeerkundung zurückkam, gab den Befehl „Marsch „.Unter äußerster Spannung ging es nun dem Gegner entgegen, denn jeden Augenblick mußten wir mit Feindberührung rechnen. Im 3 Gang walzten unsere Sturmgeschütze durch Gärten,da hörte ich auch schon meinen Geschützführer rufen: „ feindliche Panzer von vorn“. Im selben Augenblick schoß auch schon unser Nachbargeschütz, und da gab es für mich nur noch eine Lösung. Laden und nochmals Laden. Inzwischen hatten die überrachten Amerikaner die Situation erkannt und erwiderten das Feuer. Es entwickelte sich in einer Entfernung von etwa 800 m ein schweres Panzergefecht. Uns standen 30 Sherman Panzer mit einer Infanterie – Kampfgruppe gegenüber.

Dieser ungleiche Kampf dauerte ungefähr 1 Stunde.

Nach dem Verlust von 6 Sherman Panzer zog sich der Gegner zurück.

Etwa 30 Granaten hatte unser Geschütz verschossen.

Unsere 5 Sturmgeschütze hatten nach diesem Gefecht weder Treffer noch Beschädigungen zu verzeichnen.

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Am 24.8.44 fiel auch der inzwischen dritte Chef der 2. Batterie, Oberleutnant Petzold, bei Provins. Wenige Tage später übernahm Oberleutnant Joseph Lermen die Führung dieser Batterie.

Im Raum Montmirail – Reims übernahm Oberleutnant Hermann Wolz Ende August 1944 dann das Kommando der 1. Batterie.

Die jetzt nicht mehr kampfstarke Brigade mußte sich Anfang September 1944 über Reims – Rethel – Sedan – Lüttich in den Raum Aachen zurückziehen. Über die Zwischenstationen Hohe Eifel (Stadtkyll) und den Raum Düren wurde die Brigade dann vorübergehend in den Westerwald (Hachenburg, Asbach, Höchstenbach) verlegt.

Anfang September 1944 übernahm Hauptmann Kräger das Kommando der 3. Batterie .

Unter großen Schwierigkeiten gelang es endlich, Geschütze und Fahrzeuge zu ergänzen bzw.zu überholen. Die nun wieder einsatzbereite Brigade wurde am 19.Sept.44 in den Raum Düren zurückverlegt.

Hier wurde Hauptmann Erich Barkley die Führung der Brigade übertragen.

In der Zeit vom 20.Sept. – 2.Okt.1944 war die Brigade bei den harten Kämpfen im Hürtgenwald eingesetzt. Hier galt es die Hauptkampflinie (HKL) im Tal der Weißen Wehe zu verteidigen. Es gelang auch befehlsgemäß den Vormarsch des Gegners aufzuhalten.

Hierzu ein Auszug aus dem Tagebuch des Ladeschützen Edo Lübben (3 Batterie):

21.9.1944:

Von 2.30 – 4.30 Wache , 9.00 – 12.00 Tarnen . - Vollalarm ! Gegen 14.00 geht’s zum Einsatz über Bergheim, Kleinhau erreichen wir Hürtgen. Hier gehen wir in Stellung.
23.9.1944:

Durch nahe Artillerieeinschläge kein Schlaf. Die Pioniere binden Ladungen an die Tannen, damit wir beim Einbruch des Amerikaners zusätzliche Sicherungen haben und Baumsperren mit S- Minen vor die Nase setzen können...........

Gegen 18.00 Uhr bekommen wir wieder starken Aribeschuß. Ich versuche auf unsere Granaten zu Schlafen. Wache im Geschütz. Jede Stunde gehe ich auf Empfang, um festzustellen ob bei den den anderen 2 Zuggeschützen alles in Ordnung ist.

24.9.1944 :

....... Um 15.00 Uhr Brigadebefehl,daß unser Zug hinter Vossenack im Kampf eingesetzt werden soll (Am Peterberg). Dort hat der Amerikaner die Front eingedrückt und mehrere Bunker besetzt. Durch völlig veschlammte Wege erreichen wir unseren Ausgangspunkt, den Bunker X. Wir hören, daß noch eine Haubitze im Kampf ist und 2 andere samt Bunker eingeschlossen bzw. in feindliche Hand geraten sind. Abends fahren wir weiter bis zur Hauptstr. vor. Beim Pak Bunker machen wir halt. Ich schlafe im Sturmgeschütz.

25.9.1944:

Wenn man eine Nacht so ganz ohne Wache herumgebracht hat, dann fühlt man sich morgens doppelt wohl, obgleich man ganz schön in den Stahlwänden gefroren hat. Nach einem guten Frühstück fahren wir mit einer Pak zur Sicherung der Straße weiter vor. VORSICHT ! Hier in der nähe stehen Sherman – Panzer. Als die Amerikaner nachmittags am linken Flügel angreift werden wir weiter vorgezogen, um der Infanterie Feuerunterstützung zu geben. Durch schweres Arifeuer fallen unsere beiden Nachbargeschütze aus. Noch heute müssen wir sie abschleppen. Als wir gegen Abend zurückfahren, nehmen wir das Geschütz Badorrek mit zurück. Fortwährendes Arifeuer läßt uns nicht zum Arbeiten kommen, so daß wir eine Kette zurück lassen müssen......

Arifeuer versperrt uns den Weg. Unser Panzerfahrer Sepp fährt ganz stur hinein ins Vergnügen. Ich aber runter von der Kette und rein ins Sturmgeschütz. Es scheppert hinten und vorn durch Granatsplitter. Der Kasten ist wieder mal in Sicherheit gebracht. Wir kommen nicht mehr zum Abendbrot. Sofort geht’s wieder nach vorn. Wir belegen einige Bunker, der uns am Vortage genommen wurde im Verband mit 3 Geschützen. Danach aufmunitionieren und tanken, das dauert bis 2.00 Uhr nachts.

26.9.1944:

........ Gegen 13.00 Uhr starker Feuerzauber. Plötzlich schießt die Feindari mit roten Rauchsignalen. Es sieht aus als wenn der ganze Wald in Brand geraten wäre. Richtung Bunker 101. Was bedeutet das? In welcher Verfassung schreibe ich meine Notizen? Ich fühle mich völlig wohl - wenigstens im Geschütz. Wenn ich als Funker einmal raus muß, wird’s bedeutend ungemütlicher. Ein feindlicher Ariflieger kreist ruhig seine Bahn über uns und unseren Befehlsbunker und leitet mit einer ganz prima Treffsicherheit das Feuer auf unseren Standort......... Nachmittags fällt ein Geschütz aus. Dieser verdammte Ariflieger hat es mit seiner Batterie unter Feuer genommen. Um 16.00 Uhr geschieht es – denn plötzlich habe ich keine Funkverbindung mehr. Das Geschütz hat im Motorraum einen Treffer bekommen.
27.9.1944:

...............Seit 6.00 Uhr schießt die 1. Batterie im indirekten Richtverfahren zum Amerikaner rüber. Wir bekommen den Befehl, rechts in den Tiefwald zu fahren und das Feuer zu eröffnen. Zweimal 48 Schuß verschießen wir, dann fahren wir aufmunitionieren. Hinten machen wir uns gerade das Essen vom Vortage mit einer Lötlampe warm, als der vor uns liegende Bunker Ferdinand mit schwerem Arifeuer belegt wird. Wieder Schießen sie mit roten Rauchsignalen. Was kommt jetzt? Am Himmel tauchen 16 Lightnings (Doppelrumpf-Jagdbomber) auf.

P38 LIGHTNING
P38 Lightning

Sie verschwinden in den Wolken, um sich dann mit einem wahnsinnigen Getöse auf die mit Rotnebel bezeichneten Bunker zu stürzen. Sie lösen ihre zwei Bomben aus und sind so schnell, wie sie gekommen sind sie wieder verschwunden. Das wiederholt sich aus allen Himmelsrichtungen mehrere Male. Anschließend fliegen sie eine ganz gemächliche Runde über die Bunker und sehen sich den Schaden an. Es ist aber auch nichts passiert, wie ich später erfahre. Wir beziehen unsere alte Feuerstellung.

29.9.1944:

...........Gegen 10.00 Uhr geht’s zum RAD – Platz ( Gerstenhof ) an der Straße. 42 Schuß rausgefeuert in Richtung des Versorgungsweg. Das wird dem Ami doch zu bunt. Er schneidet unsere Stellungen an und belegt uns mit Granatfeuer und schwerer Artillerie. Hier sind wir noch einmal dem Feuer entronnen. Beim Aufmunitionieren greifen Jabos diesmal den Bunker Ferdinand und 101 an ( Peterberg ). Am Pakbunker bleiben wir als Panzersicherung in Stellung. Nach dem Abendessen kommt Leutnant Schaller und teilt uns mit, das wir abgelöst weden. Schon eine Stunde später fährt ein PKW mit der Wechselbesatzung vor. Heute geht’s leider nicht mehr zurück. Die Übergabe kann bei dunkelheit nicht mehr erfolgen, morgen früh gehts aber ab. Einfach herrlich. Hoffentlich können wir uns einmal wieder richtig waschen – oder gar baden.

30.9.1944:

In rasender Fahrt geht es über Nideggen, Kreuzau, Düren nach Blatzheim. Dort liegen wir in einem Schloß. Heute habe ich zum ersten Mal gesehen wie schön die Eifel ist. Nach dem Bad wurde gegessen, etwas erzählt und ins Stroh schlafengegangen.

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Danach kam der Befehl : Verlegung der Brigade 341 in den Raum Bergheim.
Am 3. Oktober 1944 bezogen die Batterien ihre Quartiere. In Niederaussem (Stab und Stabsbatterie), Kaster (1. Batterie), Vanikum (2. Batterie) und Frauweiler (3. Batterie).

Sofort stand die Brigade zunächst im Raum Geilenkirchen – Heinsberg wieder im schweren Einsatz, weil hier die Amerikaner in die Westwallbunkerlinie eingedrungen waren. Bei den anschließenden Einsätzen zur Verteidigung von Aachen waren Teile unserer Brigade unter Führung des Chefs der 1. Batterie, Oberleutnant Wolz, ausschlaggebend beteiligt.

Hier ein Auszug aus den Aufzeichnungen des Oberleutnants Wolz (1 .Batterie):

Am 14.10. 1944 bekam die 1. Batterie den Befehl vom Korps, mit allen verfügbaren Geschützen der Brigade als “Panzerbrechende-Einheit“ in das nahezu eingeschlossene Aachen zu marschieren. Gegen 9.00 Uhr meldete ich beim Korps und erhielt den Befehl, über Würselen nach Aachen zu marschieren. In Würselen sollte ich ein SS-Bataillon der Leibstandarte Adolf Hitler unter dem Obersturmführer Rink mit hineinnehmen.

Durch Würselen verlief seinerzeit die HKL. Zwischen Würselen und Aachen war beiderseits der vorgesehenen Marschstraße ein völlig offenes Gelände, das von den Amerikaner besetzt war. In diesem Geländestreifen zwischen Würselen und Aachen (etwa 2 – 3 km tief) patroullierten ständig zwischen 25 und 35 Sherman – Panzer und beherschten somit diese Zufahrt völlig.

Das hineinkommen unserer schwachen Gruppe von nur 8 Sturmgeschützen (darunter 2 Haubitzen) erschien mir unmöglich. Sämtliche Geschütze wären von den zahlreichen in Lauerstellung befindlichen US-Panzer abgeschossen worden, zumal diese Aktion vormittags zwischen 9.00 und 12.00 Uhr erfolgen sollte. Auf Anraten eines Kommandeurs einer Pak-Abteilung in Würselen fand ich einen Weg über Wolfsbusch, westlich von Würselen, da die Amerikaner dieses Gelände nur lückenhaft besetzt hatten. So kam ich von den Amerikanern unbehelligüber Schloß Rahe von Nordwesten nach Achen hinein. Gegen Mittag meldete ich mich mit meiner Kampfgruppe bei Oberst Wilck, Kampfkommandant der in Aachen eingesetzten Truppen.

Im Verlauf der folgenden Straßenkämpfe konnten sich die Sturmgeschütze wegen der zahlreichen Straßensperren, zerstörten Häuserblocks, herabhängenden Fahrleitungsdrähten der Straßenbahnen und anderen Hindernissen kaum richtig entfalten. Außerdem kam dem Gegner zugute, daß sämtliche Keller in Aachen wegen der früheren Luftangriffe miteinander verbunden waren. Immer wieder tauchten durch diese unterirdischen Gänge feindliche Trupps im Rücken der vordersten Stellungen und schwächten immer mehr die Position der Verteidiger. Bei diesen Straßenkämpfen sind, wie ich mich erinnere, mehrere Geschützführer und Funker, meist durch Kopfschüsse beim Herausschauen, gefallen.

Zum Ende von Aachen:

Wir hatten noch ein letztes Geschütz in der Nähe der Wirtschaft an der Straßenunterführung bei Schloß Rahe stehen und verschossen am Morgen des 21.10.1944 zwischen 6.00 und 7.00 Uhr unsere letzte Munition. Danach sprengten wir das Geschütz und zogen uns in die Kanalisation von Aachen zurück.

Wir waren insgesamt nur noch 27 Sturmartilleriesten.

Einige Stunden später verstummte das Feuer.

Die Stadt mußte gegen 12.00 Uhr mittags kapitulieren.

Hier geriet dann auch Oberleutnant Wolz in Amerikanischer Gefangenschaft. Die Führung der 1. Batterie wurde dann wieder von Leutnant (später Oberleutnant) Helmut Brender übernommen .

Mitte Oktober 1944 wurde der Chef der 3. Batterie, Hauptmann Kröger, versetzt. Leutnant (später Oberleutnant) Willi Schaller übernahm wiederum die Batterie und führte sie bis Kriegsende.

Anfang November 1944 wurden dann wieder Einsätze im Raum des Hürtgenwaldes gefahren.

Am 8.12.1944 erlitt die Brigade einen besonders schweren Schlag: Bei einem feindlichen Artillerieangriff auf Echtz (bei Düren) fielen durch einen Volltreffer in den Brigade–Gefechtsstand, 12 Offiziere und Soldaten. Hierunter befanden sich der Kommandeur Hauptmann Barkley, sowie Oberleutnant Brender, Chef der 1. Batterie, und der zufällig anwesende Kommandeur des Technischen Lehrstabes der Sturmgeschützschule Burg, Major Flachs (Ritterkreuz mit Eichenlaub).

Neuer Brigade-Kommandeur wurde nun Hauptmann Reinhold Ertel (Ritterkreuzträger seit dem 15.2.1944); und neuer Chef der 1.Batterie wurde Oberleutnant Siegfried Hesske, der die Batterie bis Kriegsende führte.

Auch danach folgten wieder schwere Einsätze im Raume Düren-Jülich-Linnich.

Bei diesen Kämpfen zeichnete sich Oberwachtmeister Heinrich Feldkamp (2. Batterie, Deutsches Kreuz in Gold) besondersaus. Für seine erfolgreichen Einsätze wurde ihm am 14.4.1945 das Ritterkreuz verliehen.

Völlig überraschend kam am 16.12.1944 der Einsatzbefehl für einen Teil unserer Brigade zur “Ardennen-Offensive“. An diesem Tage erlebten wir zum ersten und überhaubt einzigen Mal den Einsatz von deutschen Jagdgeschwadern der Luftwaffe, die wir seit Anbeginn unserer Einsätze vermißt hatten.

Aber auch diese Offensive konnte gegen die Überlegenheit des Gegners keine Wende mehr bringen.

Anfang Januar wurde die Brigade nochmals in die Eifel (Rupperath,Schmidt ) verlegt. Von hier aus wurden wieder harte Einsätze im Raume des Hürtgenwaldes gefahren. Doch schon nach 8 Tagen wurde dieser Befehl aufgehoben, und es ging zurück in die alten Quartiere im Raum Bergheim.

Am 22.1.1945 fiel Hauptmann Ertel durch eine feindliche Mine. Wenige Tage später, am 27.1.1945, übernahm dann Hauptmann Alfred Montag (Ritterkreuzträger seit dem 21.4.1944) das Kommando der Brigade. Unter seiner Führung wurde die Brigade im Raume Holzweiler - Immerath - Otzenrath - Garzweiler - Kirchherten eingesetzt.

Ende Januar 1945 wurde der Chef der 2. Batterie, Oberleutnant Lermen, bei einem nächtlichen Tieffliegerangriff im Raum Wassenberg schwer verwundet und starb wenig später in einem Lazarett. Die Führung der 2. Batterie übernahm danach bis Kriegsende Leutnant Adolf Wolf.

Ende Februar 1945 mußte die Brigade wegen der hohen Verluste wieder über den Rhein zurückverlegt werden. Zunächst ins Bergische Land und wenige Tage später über das Siegerland in den Westerwald. Hier wurde die Brigade Mitte März erneut gegen den mit massiver Überlegenheit vordringenden Amerikaner eingesetzt.

Am 7. März 1945 war es den Amerikaner gelungen, bei Remagen einen Brückenkopf auf dem östlichen Rheinufer zu bilden. Schon einige Tage später, am 12.März 1945, befand sich bereits das gesamte Westufer des Rheins zwischen Nijmwegen und Koblenz in alliierter Hand.

Ende März 145 kämpfte die Brigade noch im Sauerland, in dem nun entstehenden Ruhrkessel.

Die wieder nicht mehr voll einsatzfähige Brigade wurde Anfang April 1945 über Kassel in den Harz zurückverlegt und dort aufgeteilt. Die Reste der Kampfstaffeln bezogen im Raum Magdeburg (Nordharz) ihre Stellungen. Hier geriet der größte Teil später in amerikanische Kriegsgefangenschaft ( 19. / 20.4.1945 ).

Dem letzten Kommandeur, Hauptmann Alfred Montag, wurde Anfang Mai 1945 für die Leistungen der Sturmgeschützbrigade 341 unter seiner Führung das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.

Die restlichen Teile der Brigade, getarnt als “ Jagdkommando “, wurde zum Zweck einer Neuaufstellung in den Raum von Bad Tölz kommandiert. Ihr Weg führte über Halle, Zwickau, Eger, Schwandorf, Illerstissen, Schwabmünchen bis in einen großen Forst bei Rott am Inn. Hier wurde der Rest der Brigade, vom vordringenden Amerikaner “ überrollt.

Dem größten Teil der Brigade gelang es, zu Fuß, per Fahrrad, einigen sogar mit Wehrmachtsfahrzeugen, unbehelligt bis nach Hause zu gelangen.



zur Verfügung gestellt von Helmut Schulte

 

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